Offener Brief: Gasausstieg jetzt!

Offener Brief: Gasausstieg jetzt!

Heute morgen haben wir Energie Wasser Bern (ewb) erneut einen Brief übergeben. Der Verwaltungsrat von ewb hat wohl in dieser Woche eine Sitzung, an der die strategische Ausrichtung bezüglich Gas diskutiert wird. Wir fordern von der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat: 

  • einen vollumfänglichen Erdgas-Ausstieg bis zum Jahr 2030.
  • dass für diesen Ausstieg ein verbindlicher Absenkpfad festgelegt wird.
  • dass “erneuerbare” Gase nur dort eingesetzt werden, wo sie als Energieträger unerlässlich sind (z.B. in Industrien, die auf Temperaturen über 200°C angewiesen sind).
  • einen sofortigen Stopp aller Investitionen, die das Gasnetz noch weiter ausbauen; stattdessen muss das Gasnetz rückgebaut werden.

Sollte die Führungsetage von ewb nicht auf unsere Forderungen eingehen, werden weitere Schritte folgen. Nachfolgend ist der Brief im Wortlaut festgehalten.

Sehr geehrte Geschäftsleitung, sehr geehrter Verwaltungsrat von ewb

Der Sommer 2023 zeigte ein weiteres Mal deutlich, welche drastischen Auswirkungen die Klimakrise hat. Der Juli 2023 war der heisseste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Wissenschaftler*innen des EU-Klimadienstes Copernicus zufolge wahrscheinlich sogar der heisseste seit vielen tausenden von Jahren. In der Schweiz ist jeder dritte Hitzetod auf die Klimakrise zurückzuführen, ganz zu schweigen von den verheerenden Folgen, die die Klimakrise in Ländern des globalen Südens hat. So wurde beispielsweise erst im August auf Maui, Hawaii, eine komplette Stadt innert weniger Stunden durch ein gigantisches Feuer zerstört. Um noch einmal in aller Deutlichkeit zu wiederholen, was wir bereits im Frühjahr diesen Jahres an Sie schrieben: Gemäss dem jüngstem Bericht des Weltklimarats ist es dringend notwendig, so schnell wie möglich aus den fossilen Energieträgern auszusteigen. Im Angesicht der oben geschilderten Tatsachen weiterhin auf Kohle, Öl und Gas zu setzen, ist fatal.

Ebenfalls sehen wir uns gezwungen zu wiederholen, welche Rolle Gas für die globale Klimaerhitzung spielt. Über seinen kompletten Lebenszyklus hinweg ist Erdgas kaum weniger klimaschädlich als Kohle und Öl, auch wenn von Seiten der Gaslobby konsequent anderes behauptet wird.

Die von Ihnen beworbene Alternative zu Erdgas, Biogas und synthetisches Methan, eignet sich zwar für die Dekarbonisierung einiger weniger Anwendungsorte, die sich durch keinen anderen Energieträger versorgen lassen. Im Allgemeinen aber braucht es eine generelle Abkehr von Gas. Biogas und synthetisches Methan sind selbst in den grosszügigsten Szenarien nicht in ausreichend grossen Mengen verfügbar, um den aktuellen Erdgasverbrauch damit zu decken. Synthetisches Gas ist darüber hinaus höchst energieineffizient. Die Wind- und Solarenergie, die seine Herstellung erfordert, sollte besser direkt genutzt werden.

Städte wie Zürich und Basel haben aus diesen Gründen bereits einen, wenn auch nicht ausreichend ambitionierten, Gas-Ausstiegsplan erarbeitet. Dass die Stadt Bern sich im Gegensatz dazu mit seiner führenden Rolle in Sachen Gas schmückt, ist nicht nur rückständig, sondern in Anbetracht der Klimakrise verheerend. Als Entscheidungsträger*innen von Energie Wasser Bern müssen Sie Ihrer Verantwortung gerecht werden.

Konkret fordern wir:

● einen vollumfänglichen Erdgas-Ausstieg bis zum Jahr 2030.
● dass für diesen Ausstieg ein verbindlicher Absenkpfad festgelegt wird. Die Treibhausgasemissionen sollen nicht linear sinken, sondern es soll in den ersten Jahren die stärkste Reduktion erzielt werden.
● dass die sog. erneuerbaren Gase nur dort eingesetzt werden, wo sie als Energieträger unerlässlich sind (z.B. in Industrien, die auf Temperaturen über 200°C angewiesen sind, nicht aber zum Heizen in Haushalten).
● einen sofortigen Stopp aller Investitionen, die das Gasnetz noch weiter ausbauen, wie auch einen sofortigen Stopp der Erschliessung neuer Haushalte; stattdessen muss das Gasnetz rückgebaut werden.

Mit diesem Brief fordern wir Sie dazu auf, öffentlich Stellung zu den obenstehenden Forderungen zu beziehen. Sollten Sie den Forderungen nicht nachkommen, werden wir weitere Schritte einleiten.
Wir erwarten Ihre Antwort.

Freundliche Grüsse, Klimastreik Bern